Die Politik für den Zugang zur Gesundheitsversorgung (und damit auch die Art und Weise, wie die Stadt auf die Pandemie reagiert hat) gehört zu den inklusivsten überhaupt. Zu guter Letzt wird der Großteil der isländischen Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen: 73 % Wasserkraft und 26,8 % Geothermie, was knapp 100 % des gesamten Energieverbrauchs entspricht. Ziel ist es, bis 2040 ein klimaneutraler Staat zu werden.
All dies geschieht, weil hinter dem Wunsch von Reykjavík nach einem nachhaltigen Wachstum das Wohlergehen der Bürger steht. Was sich in Umweltschutzpolitik, städtischer Effizienz und der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Unternehmen und Start-ups niederschlägt. Die geomorphologischen Besonderheiten der Insel und die günstige Bevölkerungsdichte sind auch heute noch der Schlüssel zur Rationalisierung vieler Prozesse. Es bleibt faszinierend zu wissen, was die Entscheidungen und Strategien eines der weltweit besten Beispiele für Smart Citys antreibt. Die Nachhaltigkeit von Reykjavík besteht aus sehr innovativen Projekten wie CarbFix. Dieses Projekt zielt darauf ab, Treibhausgase zu reduzieren, indem sie in Gestein verwandelt werden. Ein Projekt von internationaler Bedeutung, das von der Europäischen Union unterstützt und von Reykjavík Energy geleitet wird, mit einem sehr hohen Potenzial für die Energierückgewinnung. Ein weiteres, das kurz vor dem Start steht und bis Ende 2022 abgeschlossen sein wird, ist die Einrichtung von Elektro-Ladestationen für Kreuzfahrtschiffe im Stadthafen – wer in Reykjavík anlegen will, muss dieses System nutzen. Aber es gibt auch intellektuelle Nachhaltigkeit mit Programmen wie Better Reykjavík, einer Online-Plattform, auf der Bürger und Bürgerinnen Ideen, Probleme und Meinungen posten, über die diskutiert und abgestimmt wird. Und dann die neue Version Better Neighborhood, bei der jeder eine Idee für die Nachbarschaft mit einem bestimmten verfügbaren Budget vorschlagen kann. Die Idee, die die meisten Stimmen bekommt, wird realisiert.
Die Stadt baut Straßen, Radwege, Fußgängerzonen und öffentliche Verkehrsmittel sowie die digitalen Infrastrukturen aus. Durch beschleunigte Investitionen wird Reykjavík in den nächsten drei Jahren sein Antlitz erneut verändern und zu einer digitalen Stadt mit immer besseren Dienstleistungen werden. Ein Prozess, den die Regierung in zehn Jahren entwickeln wollte und der dank der Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor in einem Drittel der Zeit stattfindet, weil – fast einzigartig auf der Welt – die Isländer ihrer Führungsschicht vertrauen. Smart Mobility, um ein weiteres Beispiel zu nennen, repräsentiert die Gegenwart und Zukunft der Stadt. Historisch gesehen galt Reykjavík in Bezug auf Mobilität aufgrund des Verkehrs und der Autos als amerikanische Stadt. Dann, angeregt durch Sensibilisierungsprogramme wie Better Reykjavík, forderte die Bevölkerung neue Formen des öffentlichen Verkehrs und neue Viertel. Gesagt, getan – heute wird eine Straßenbahn gebaut und am sogenannte Green Plan gearbeitet, ein Programm, das sich auf drei Themen konzentriert: Entwicklung, CO2-Neutralität und Lebensqualität. Dabei geht es um den Bau neuer Infrastrukturen wie Radwege und sichere Abstellplätze für Fahrräder. Aber auch neue Gewächshäuser, die von der Hitze der Geysire gespeist werden, in denen mediterranes Gemüse angebaut werden kann.
Auch erlebt Reykjavík gerade eine elektrische Revolution. Schon Anfang 2021 hatten Elektro- oder Hybridautos 50 % des Gesamtabsatzes überschritten. Eine aktuelle Umfrage brachte zudem etwas völlig Unerwartetes zutage – jeder fünfte Einwohner entscheidet sich für die Fortbewegung mit dem Elektroroller. Unglaubliches Wachstum, wenn man bedenkt, dass vor zwei Jahren niemand Elektroroller nutzte. Der gleiche Trend zeigt sich beim Verkauf von E-Bikes. Außerdem wurde das Carsharing-Angebot Zipcar hinzugefügt, um die letzte Meile zwischen öffentlichen Verkehrsmitteln und Wohn- oder Arbeitsort zurückzulegen. Letztendlich basiert die Seele von Reykjavík auf einem Konzept, das anderswo ausgestorben scheint: dem der Zusammenarbeit. Eine Idee der aktiven Teilnahme, die immer noch sehr wichtig ist, um eine bessere Zukunft zu konzipieren. Nichts Ungewöhnliches an einem einmaligen Ort wie diesem, der durch die berühmte Bláa Lónid, die blaue Lagune, etwa zwanzig Kilometer südlich der Stadt, veranschaulicht werden kann. Ein surrealer Ort, besonders im Winter, wenn der See mit blauem Wasser durch eine besondere Alge sogar eine Temperatur von 70 °C erreicht. So können Sie sich in einem kochenden Dampfnebel wiederfinden, während Sie in flauschigen Daunenjacken und Wintermützen mit den Zähnen klappern. Und dabei zufrieden erkennen, dass Sie sich an einem wirklich einzigartigen Ort auf der Welt befinden.