Seit mehr als einem Jahrhundert hat Chicago eine außerordentlich vielfältige und einflussreiche Kunstszene mit tiefen Wurzeln in Gospel, Jazz, Blues und Hip-Hop. Diese Tradition, die im Namen der Musik weiterhin offen gegenüber allen Kombinationen von Genres bleibt, spiegelt sich in den vielen Gelegenheiten wider, sie im Laufe des Jahres zu genießen und zu schätzen. Musikfestivals und Veranstaltungsorte bieten einen Schauplatz für erstklassige Talente mit einer großen Vielfalt an Stilen und unvergleichliche kulturelle Erlebnisse für Einheimische und Touristen.
Jedes Jahr wird der Millennium Park zur Bühne des Chicago Jazz Festivals, das im Juni den Weg für das berühmte Chicago Blues Festival ebnet, während die große Fläche des Grant Parks im August mit Lollapalooza zur Heimat der alternativen Rockmusik wird, um nur einige der international bekanntesten Festivals zu nennen.
Die industrielle Entwicklung des 20. Jahrhunderts zog junge Arbeiter aus den gesamten Vereinigten Staaten und anderen Teilen der Welt an, die einen Bedarf an musikalischer Unterhaltung mitbrachten, was zu einer Vermehrung von Clubs, Konzert- und Tanzhallen führte. Chicagos magnetische Kraft zog besonders Musiker aus New Orleans und dem Mississippi-Delta an. Der Ruf als Hauptstadt des Blues und dann des Jazz spiegelt sich auch im typischen Stil Chicagos wider: erst urbaner und elektrifizierter, dann elektronischer und digitaler; der ländliche Sound der 1920er Jahre entwickelte sich weiter und gewann an Stärke.
Die Musik war schon immer ein lebendiger Ausdruck der kulturellen Vielfalt und Weltoffenheit Chicagos, die es auch im 21.°Jahrhundert auszeichnet. Von der entspannten Atmosphäre der Uptown-Clubs, in denen man noch den Nachhall der „Goldenen Zwanziger“ spüren kann, über die Farbenfreude eines Latino-Stadtviertels wie Pilsen bis hin zur gemütlichen Atmosphäre alter Jazz-Clubs und Blues-Häuser, die überall in der Metropole versteckt sind, ist wirklich für jeden etwas dabei.
Buddy Guy’s Legends (700 S Wabash Ave)
Blues in Chicago ist ein echtes Erlebnis, das von Menschen geschaffen wird, die jede Nacht der Woche ihre Energie mit einem Geist teilen, der dieses Musikgenre präsent und lebendig macht, wie man in Buddy Guy’s Legends bestaunen kann. Der Club von Buddy Guy, dem legendären, mit sieben Grammys ausgezeichneten Musiker, der den Stil von Jimi Hendrix, Eric Clapton und Stevie Ray Vaughan beeinflusst hat, liegt nur einen Steinwurf vom Jazz Showcase entfernt und ist schon von der Einrichtung her ein wahrer Musiktempel. An den Wänden hängen die Gitarren von Keith Richards, BB King, John Lee Hooker, Robert Cray, Muddy Waters, Carlos Santana und anderen unvergesslichen Legenden des Rock und Blues. Viele Touristen kommen hierher, aber es ist nichts gefälscht oder zur Show, nur um Geld zu machen. Hier gibt es einfach echte Musik und die Chance, Buddy Guy selbst zu treffen, der sich gerne zu seinen Gästen auf die Bühne gesellt. Der Hauptakt beginnt um 23:00 Uhr; davor können Sie exzellentes Soul Food, traditionelle afroamerikanische Küche, genießen. Auf der Speisekarte finden Sie natürlich auch Gumbo, eine würzige Suppe aus Reis, Huhn, Sellerie, Paprika und Zwiebeln.
Jazz Showcase (806 South Plymouth Court)
Einer der ältesten Jazzclubs Chicagos befindet sich auf einer Seite der wiederaufgebauten Dearborn Station. Der von Joe Segal 1947 gegründete Club hat nie aufgehört, die besten Musiker der Stadt willkommen zu heißen. Die unglaubliche Liste der hier aufgetretenen großen Stars umfasst Musiker wie Count Basie, Herbie Hancock, Sun Ra, Sonny Stitt, Dizzy Gillespie, Dexter Gordon und Art Blakey. Joe ist am 20. August 2020 verstorben; sein Werk wird jedoch durch seinen Sohn Wayne weitergeführt. Das Familiengeheimnis ist die Leidenschaft für den Jazz, die Joe zum dienstältesten Konzertveranstalter und -moderator der Stadt gemacht hat. Der elegante, einladende Club spiegelt das Engagement eines Mannes wider, der einer der Förderer des Jazz Institute of Chicago war, einer Organisation, die sich an vorderster Front für die Förderung des Jazz als kulturelles Erbe einsetzt, das im Namen seiner Geschichte und zur Suche nach einem neuen Publikum geschützt werden muss. Um zu verstehen, was es bedeutet, Musik am Leben zu erhalten, muss man unbedingt einen Abend im Jazz Showcase verbringen.
Rosa’s Lounge (3420 West Armitage Avenue)
„Man weiß nie, wen man in einem Blues-Club in dieser Stadt trifft“, erzählt Jim Christopolus, ein in Griechenland geborener Schlagzeuger, der seit mehr als 25 Jahren in einer der größten Bands Chicagos, Howard and White Boys, spielt. „Von der Bühne in Rosa’s Lounge aus habe ich Film- und Musikstars wie Johnny Depp, Mel Gibson, Ron Wood, Robert Randolph erblickt und hatte das große Glück, mit Koko Taylor, Albert King, Junior Wells, Lonnie Brooks und Chuck Berry spielen zu dürfen.“ Diese Worte beschreiben die Bedeutung dieses kleinen, intimen Clubs, der neben Cocktails, guten Weinen und ausgezeichneten Vorspeisen vor allem den exzellenten Blues der alten Schule im reinsten Chicago-Stil bietet.